Ein gängiger Vorwurf lautet, dass Plastik für die Müllverbrennungsanlagen gebraucht wird, damit der Restmüll besser brennt. "Stimmt nicht", sagt Günter Zellinger von der Müllverbrennungsanlage in Arnoldstein. Restmüll hat einen Heizwert, der mit Braunkohle vergleichbar ist, und brennt ganz von allein, auch ohne Kunststoffverpackungen. "Zu viel Kunststoff ist sogar kontraproduktiv", so Zellinger. "Die Wärmeleistung ist in der Müllverbrennung nach oben begrenzt. Steigt der Heizwert, sinkt der Abfalldurchsatz. Höherer Heizwert bedeutet, dass mehr Müllverbrennungskapazität benötigt wird, was wiederum die Entsorgungskosten beeinflusst, die nach Gewicht abgerechnetwerden."
Das heißt, mehr Kunststoff würde die Müllverbrennung sogar verteuern. Der Restmüll muss in der Müllverbrennung weder vorbehandelt noch mit Zusatzbrennstoff versehen werden. Müll verbrennt bei mehr als 850 Grad Celsius selbständig, die Abwärme wird zur Energieerzeugung genutzt. Also keine Rede davon, dass durch die getrennte Sammlung der Restmüll nicht mehr selbstständig brennen würde.
Mit dem Restmüll landen in den Verbrennungsanlagen nur Kunststoffverpackungen, die stark verschmutzt sind oder nur mit großem Aufwand getrennt werden können wie etwa sehr kleine Teile. Sie werden auch zur Energieerzeugung in industriellen Anlagen wie zum Beispiel Zementwerken genutzt und ersetzen damit fossile Brennstoffe, denn Kunststoff besteht zum Großteil aus Erdöl.
Zu wertvoll für das Feuer
"Kunststoffverpackungen - wie etwa PET-Flaschen - und Verpackungen aus Papier, Metall oder Glas sind zu wertvoll für das Feuer. In rohstoffarmen Ländern wie Österreich sind sie für die Industrie ein wertvoller Rohstoff für die Herstellung neuer Produkte; im Restmüll wären sie verloren", erklärt Christoph Scharff, Vorstand der ARA AG, die in Österreich die getrennte Sammlung und Verwertung von Verpackungen organisiert. Beim Recycling wird aus Altpapier wieder Papier, farbsortiertes Bunt- und Weißglas wird zu neuen Flaschen und Metalle zu vielfältigen Neuprodukten wie Automobilteilen.
Aus gesammelten PET-Flaschen werden wieder neue PETFlaschen produziert, was vor einigen Jahren noch aus lebensmitteltechnischen Gründen undenkbar war. "Bei PET to PET erzeugen wir lebensmitteltaugliches PET-Recyclat. Durch den Einsatz neuester technischer Verfahren ist es uns möglich, den hohen Anforderungen an Lebensmittelverpackungen gerecht zu werden und aus gebrauchten Flaschen einwandfrei lebensmitteltaugliches Recyclat für Getränkeverpackungen herzustellen, die nahezu über die Eigenschaften von Neumaterial verfügen", erklärt Christian Strasser, Geschäftsführer der PET to PET Recycling Österreich GmbH. Derzeit stecken in Getränkeverpackungen aus PET-Material durchschnittlich schon über 30 Prozent PET-Recyclat, in einzelnen Flaschenarten sogar
schon bis zu 100 %.
Die Verschlüsse auf den PET-Flaschen werden ebenfalls recycelt. Die Trennung von der Flasche passiert hier nicht in mühsamer händischer Kleinarbeit. "Durch das sogenannte Schwimm-Sink-Verfahren in unserer Anlage ist eine saubere Trennung der beiden Produkte sehr leicht möglich: Die gewaschenen und gemahlenen PET-Flaschen kommenin einen Trennbehälter. Das PET-Material, welches schwerer als Wasser ist, sinkt zu Boden, während der Schraubverschluss,
der leichter als Wasser ist, an die Oberfläche schwimmt", so Strasser.